Kon­ser­va­ti­vis­mus, Rechts­po­pu­lis­mus, Neue Rech­te, Rechts­extre­mis­mus, Neo­na­zis­mus. Und dann noch Links­extre­mis­mus und Isla­mis­mus. Das Spek­trum an extre­mis­ti­schen Welt­an­schau­un­gen ist groß. Immer wie­der sind auch Sport­ver­ei­ne von Extre­mis­ten betrof­fen. Was man dage­gen tun kann, das haben die ange­hen­den Demokratietrainer*innen beim drit­ten Modul der Aus­bil­dung in Regens­burg erfahren.

Hei­ke Bitt­ner und Uwe Augus­tin schaf­fen einen respek­ta­blen Spa­gat. Die bei­den Dozie­ren­den spre­chen über Extre­mis­mus in der dem The­ma gebüh­ren­den Ernst­haf­tig­keit, ver­mit­teln die Inhal­te gleich­zei­tig spie­le­risch und ein­gän­gig. Ein Bei­spiel: Augus­tin ver­teilt eine gro­ße Men­ge an Bil­dern auf dem Boden. Dar­auf sind unter­schied­li­che Zei­chen, Runen, Codes und Sym­bo­le zu sehen. Sie alle haben gemein­sam, dass sie von Rechts­extre­mis­ten genutzt wer­den – ent­we­der um sich selbst dar­zu­stel­len oder als Erken­nungs­merk­mal Gleich­ge­sinn­ten gegen­über. Über­rascht wer­den die Teil­neh­men­den dabei von vie­len Chif­fren und Zei­chen. Schu­he der Mar­ke New Balan­ce oder Pull­over von Alpha Indus­tries wur­den in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der von Rechts­extre­men miss­braucht. Natür­lich macht das Tra­gen einer sol­chen All­tags­mar­ke den Trä­ger noch lan­ge nicht zum Extre­mis­ten. Uwe Augus­tin gibt des­halb ein Sche­ma an die Hand: „Sucht immer nach drei Merk­ma­len.“ Denn neben den Schu­hen tra­gen Extre­mis­ten wei­te­re Erken­nungs­merk­ma­le am Kör­per, sei es als Klei­dungs­stück, Acces­soire oder auch als Tattoo.

An die­sem Wochen­en­de geht es nicht nur um Extre­mis­mus, son­dern auch um Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­gren­zung. Die Teil­neh­men­den wer­den gefragt, wie, wo und wann aus­ge­grenzt wird. Noch dazu wer­den aus­gren­zen­de Äuße­run­gen gesam­melt, die Lis­te ist lang. Es fällt auf: Aus­gren­zung kann in fast allen Berei­chen des gesell­schaft­li­chen Lebens auf­tre­ten, auch im Sport­ver­ein. Dort erzäh­len die Demokratietrainer*innen in Aus­bil­dung von eige­nen Aus­gren­zungs­er­fah­run­gen oder jenen ihrer Schütz­lin­ge beim Training.

Wie deut­lich die Chan­cen­un­gleich­heit in Deutsch­land nach wie vor aus­ge­prägt ist, zeigt sich in einem Spiel ganz zu Beginn: Jeder Teil­neh­men­de stellt sich an die Wand und erhält eine Rol­lenkar­te. Dar­auf ste­hen unter­schied­li­che Cha­rak­te­ris­ti­ka, zum Bei­spiel die Kran­ken­schwes­ter mit fes­tem Gehalt oder der Asyl­be­wer­ber ohne Deutsch­kennt­nis­se. Dozen­tin Hei­ke Bitt­ner stellt Fra­gen: „Kannst du die nächs­ten fünf Jah­re pla­nen? Bekommst du einen Kre­dit?“ Alle, die eine der Fra­gen in ihrer Rol­le mit „Ja“ beant­wor­ten kön­nen, machen einen Schritt nach vor­ne. Am Ende zeigt sich ein erstaun­li­ches Bild: Man­che der Teil­neh­men­den ste­hen weit im Raum, ande­re haben nur ein oder zwei Schrit­te machen kön­nen. Die Unter­schie­de zwi­schen den Mög­lich­kei­ten der ein­zel­nen Rol­len sind teil­wei­se immens, die Teil­neh­men­den sind erstaunt.

Es sind Spie­le wie die­se, die Dis­kri­mi­nie­rung, Aus­gren­zung und Extre­mis­mus erleb­bar machen. Die Teil­neh­men­den ler­nen so einen wei­te­ren wich­ti­gen Schritt auf ihrem Weg zur Demokratietrainer*in. Wei­ter wird es dann vom 27. bis 29. Janu­ar gehen mit dem The­ma „Good Gover­nan­ce – Demo­kra­ti­sche Arbeit im Sport“.

Autor: Juli­an Hörndlein