13. bis 15. Okto­ber 2023 hat­te TEAM Sport-Bay­ern im Rah­men der Demokratietrainer:innen-Ausbildung in die Jugend­her­ber­ge von Bay­reuth ein­ge­la­den, wo das Modul „Extre­mis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung in Sport und Ver­ein“ auf dem Pro­gramm stand.

Das Aus­bil­dungs­team hat­te ein span­nen­des und sehr aktu­el­les Aus­bil­dungs­pro­gramm im Gepäck. Hei­ke Bitt­ner bringt zum The­ma „Extre­mis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung in Sport und Ver­ein“ als Fach­wir­tin für Kon­flikt­ma­nage­ment und Selbst­ver­tei­di­gung und als Frau­en­re­fe­ren­tin im Ju-Jutsu-Ver­band Bay­ern viel fach­spe­zi­fi­sches Know-how und Erfah­rung aus dem Ver­eins- und Ver­bands­all­tag mit. Das gilt auch für Uwe Augus­tin, der sich als Poli­to­lo­ge und His­to­ri­ker sowie als „Fach­kraft Rechts­extre­mis­mus Prä­ven­ti­on und Inter­ven­ti­on“ seit vie­len Jah­ren dar­auf spe­zia­li­siert hat, Sportler:innen Teil­ha­be im demo­kra­ti­schen All­tag auf­zu­zei­gen und ihnen Hand­werks­zeug zur Ent­wick­lung einer eige­nen Hal­tung in Bezug zu anti­de­mo­kra­ti­schen Ten­den­zen mit­zu­ge­ben und dabei neue Wege zur Kon­flikt­lö­sung aufzutun.

Teilnehmer unterhalten sich zum Thema Extremismus

Ein Werk­zeug­kof­fer gegen Diskriminierung

Den Auf­takt mach­te am Sams­tag die Vor­stel­lung und Dis­kus­si­on des Modells „Grupp­e­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit“. Im Mit­tel­punkt stand die Fra­ge, wel­che unter­schied­li­chen For­men der Dis­kri­mi­nie­rung es gibt und wie ent­spre­chen­de Lösungs­an­sät­ze aus­se­hen kön­nen. Für die ange­hen­den Demokratietrainer:innen war dabei beson­ders von beson­de­rem Inter­es­se, wie gegen ver­schie­de­ne Dis­kri­mi­nie­rungs­ar­ten vor­ge­gan­gen wer­den kann und nicht zuletzt, wie sie dis­kri­mi­nier­te Per­so­nen wie­der in Sport und Ver­ein inte­grie­ren können.

 

Beson­ders schwie­rig wird das Ein­tre­ten für die Wür­de von Indi­vi­du­en und für demo­kra­ti­sche Wer­te, wenn Dis­kri­mi­nie­rung auf Mär­chen, Mythen und Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung beruht. Mit Ratio oder auch wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen erscheint dann ohne ent­spre­chen­des didak­ti­sches Rüst­zeug ein offe­ner Dis­kurs nicht mög­lich. Und genau da setz­ten die Refe­ren­ten an. Um Extre­mis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung in Sport und Ver­ein ent­ge­gen­wir­ken zu kön­nen, bil­det die Spra­che einen ent­schei­den­den Hebel. Im Aus­bil­dungs­mo­dul lern­ten die Teilnehmer:innen, ver­schie­de­ne ver­steck­ten Bot­schaf­ten hin­ter eini­gen (extre­men, dis­kri­mi­nie­ren­den) Aus­sa­gen zu erken­nen und erar­bei­te­ten dar­auf­hin alter­na­ti­ve Begriff­lich­kei­ten zu dis­kri­mi­nie­ren­de Beschreibungen.

Karten mit Motiven

Extre­mis­ten und ihre Codes erkennen

Extre­mis­mus drückt sich in einer offe­nen Gesell­schaft – und damit auch im Sport – in unter­schied­li­cher Wei­se aus und betrifft zugleich alle gesell­schaft­li­chen Berei­che, kul­tu­rel­le und poli­ti­sche Strö­mun­gen. Mit Hil­fe des „Extre­mis­mus Baro­me­ters“ lern­ten die Teilnehmer:innen ver­schie­de­ne Arten von Extre­mis­mus (Rechts‑, Links­extre­mis­mus, Isla­mis­mus und Anti­se­mi­tis­mus, „Quer­den­ker“ und wei­te­re Aus­prä­gun­gen wie Sexis­mus und Homo­pho­bie) und ihrer wich­tigs­ten Inhal­te kennen.

 

Im moder­nen Rechts­extre­mis­mus spie­len aktu­ell Codes, Sym­bo­le, Klei­dung und Musik eine wich­ti­ge Rol­le, um Zuge­hö­rig­keit – und damit zugleich Ab- und Aus­gren­zung – zum Aus­druck zu brin­gen. Anhand von lami­nier­ten Bil­dern, Zeit­schrif­ten und Musik­bei­spie­len befass­ten sich die Teilnehmer*innen mit ver­schie­de­nen Sym­bo­len, Codes, Klei­dungs­mar­ken und sze­ne­ty­pi­scher Musik. Auch die mög­li­che Ver­wen­dung die­ser Sym­bo­le und Codes in ande­ren Grup­pen und Jugend­kul­tu­ren wur­den in den Blick genommen.

 

(Un)Soziale Netz­wer­ke

Eine her­aus­ra­gen­de Rol­le für die Aus­brei­tung und den „Erfolg“ von Extre­mis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung in Sport und Ver­ein spielt die Kom­mu­ni­ka­ti­on über Online-Medi­en, allen vor­an über Social-Media-Kanä­le, Mes­sen­ger-Diens­te und Inter­net-Platt­for­men. Die Teilnehmer:innen nah­men dazu die oft sub­ti­le Vor­ge­hens­wei­se und rhe­to­ri­schen Tricks ins Visier, mit denen sich extre­mis­ti­sche Ideen gera­de bei jun­gen Ziel­grup­pen Gehör ver­schaf­fen. Gleich­zei­tig erar­bei­te­te sich die Grup­pe Mög­lich­kei­ten, wie sie von Ver­eins­sei­te auf „Hate­speech“, Schmä­hun­gen und Dro­hun­gen im Inter­net reagie­ren können.

 

Der zwei­te Work­shop-Tag am Sonn­tag rück­te die Prä­ven­ti­on in den Mit­tel­punkt. Im Argu­men­ta­ti­ons­trai­ning unter­such­ten die Teilnehmer:innen ver­schie­de­ne Argu­men­ta­ti­ons­tak­ti­ken von Extre­mis­ten und deren Mus­ter und erar­bei­te­ten sich dar­auf­hin mög­li­che Gegen­stra­te­gien, die sie dann gleich im Rol­len­spiel aus­tes­ten konnten.

 

Rech­te ken­nen und durchsetzen

Wenn Extre­mis­ten Wider­stand gegen ihre Hal­tung und gegen Dis­kri­mi­nie­rung spü­ren, reagie­ren sie oft mit Stö­run­gen, Droh­ge­bär­den oder mit­un­ter sogar tät­li­chen Angrif­fen. Um hier schon im Vor­feld von Ver­an­stal­tun­gen und Trai­ning prä­ven­tiv tätig wer­den zu kön­nen, ist es für die Ver­eins- und Ver­bands­ver­ant­wort­li­chen wich­tig, ihre Rech­te (und Pflich­ten) im Umgang mit Stö­rern und Extre­mis­ten zu ken­nen und zu wis­sen, wie sie die­se auch rechts­si­cher durch­set­zen kön­nen. Anhand prak­ti­scher Bei­spie­le und anschau­li­cher Sze­na­ri­en konn­ten die ange­hen­den Demokratietrainer:innen und Demokratieberater:innen ihre Erfah­run­gen aus­tau­schen und wert­vol­les Rüst­zeug für ihren sport­li­chen All­tag mitnehmen.